Heavy Metal, das waren früher Skyscraper aus Marshall Türmen. Monströse Gebilde mit glühenden Röhren, die den Teufel des Rocks aus den Saiten der Gitarren herausgezogen haben und mit brutalen Schallwellen auf das Publikum eingehämmert haben. Es gab wenige “Must-haves” und wenn, dann musste man nur die Klampfe aussuchen. Die Brüllwürfel waren vorgegeben, sonst war man kein Anhänger des gepflegten Schwermetalls.
Es quält dich die Wahl
Beenden wir die Geschichten aus der guten alten Zeit (wer’s glaubt). Heute ist alles besser, vielfältiger und man bekommt für einen schmalen Taler so viel mehr. Sollte dies auch wieder eine kunterbunte Geschichte sein?
An jeder Ecke wartet ein unerwartetes gutes Plugin auf den, von Influencern gewashten, Kunden. Es wird die Software auf den Altar der Brutalität gehoben und vermittelt das Gefühl: Üben ist überflüssig. Das ist überspitzt, aber wer sich in den Dschungel von Social Media begibt (nein, kein neues Land auf dem Globus), den Algorithmus in die richtige (oder falsche, je nach Empfänglichkeit) schubst, der wird überhäuft mit allem Guten und natürlich deren Preisnachlässen.
Aber es gibt auch Gutes aus dem Dickicht zu berichten. Waren die Gitarren früher nur roh geschnitzte Äste mit einem Brett und ein paar Saiten, so sind heute auch recht günstige Gitarren bespielbar und eignen sich nicht unbedingt, um sie auf der Bühne in Brennholz zu verwandeln.
Haben die ein Wiesel eingesperrt
Aus Überzeugung und nach etlichen YouTube-Videos (nein, bin kein Konsumopfer) habe ich mich für ein kleines Effektgerät entschieden, das so allerlei kann, zum Beispiel auch die eierlegende Wollmilchsau sein kann.
Namen von Produkten und Herstellern werden nicht genannt. Habe mich in meinem Leben genug gestritten.
Also aus der Verpackung gepellt, mit vor Vorfreuden shakenden Finger alles eingestöpselt, was nötig war, und Energie in die Hütte geleitet.
Nun sagen wir mal so: Der Boden der Tatsachen kam schneller auf einen zu, als einem lieb sein konnte. Wiesel in a Box oder das Teil hat gequietscht und gepfiffen, dass es einem so richtig tinitussig ums Herz werden konnte.
Lobend erwähnen möchte ich, dass ich nicht sofort und die alleinige Schuld auf den Effektkasten geschoben habe. Aber noch einigen Kabel-, Gitarren -und Positionswechseln (ich habe die Effektkette geändert, Du Kopfkinomensch) wurde die Vermutung von dem “Wiesel in a Box” immer Wahrscheinlicher. Wahrscheinlich war dies auch der Anlass, vom Recht der zweiwöchigen Umtauschphase gebrauch zu machen. Was sollte nun geschehen: “The Wiesel has left the Buildung”, aber die Gitarre wollte nicht so richtig zerren mit dem, was ich noch so unter dem Sofa (Analogie) gefunden habe. Und so quälte mich wieder die Wahl und das Preisschild selektierte. Schweren Vernunftherzens habe ich mich wieder für dasselbe Modell, aber einen anderen Versender entschieden. Der alte Versender konnte nichts dafür, neue hatte nur das günstigere Preisschild.
Die Finger shakten noch mehr beim Auspacken und Shakespeare kroch mir durch die Hirnschale: “Wiesel oder nicht Wiesel, das war die Frage”.
Es wart Stille, so wie man Stille genießen kann, wenn man dem High Gain frönt. Nun gut, ein Lärmtor dazwischen gequetscht und es herrschte nur noch das Tinnitusfiepen, aber kein Geräusch aus dem Effektkasten.
Fettes Grinsen: Das war´s. Denkste. Hatte nicht damit gerechnet, dass meine Ansprüche an die Zahl der Saiten sprunghaft mit dem Konsum von Meshuggah und Lorna Shore anstiegen.
6+1
19 und 42 sind 63 (Episode 22 schauen) und 6 und 2 ist wieder die quälende Wahl oder die Entscheidung Richtung Kompromiss. 6 und 8 haben sich aufeinander zubewegt und wer hätte es gedacht, es ist ein 7-Saiter geworden, verpackt in eine metalmäßige V-Form und so bunt wie die Seele eines Heavy Metal-Recken. Eine Saite mehr, der Hals ein wenig gestreckt und die Verwunderung ist groß. Was nach so wenig klingt, verlangt ein Mehr an Fingerarbeit. Nun muss wieder der alte Schweinehund durch das Dorf der Disziplin getrieben werden, damit man der Herr und nicht der Sklave dieser brutal harten Schalmei wird. Was oben so fulminant beschrieben wurde, scheint sich hier nicht ganz zu bewahrheiten. Die Qualität ist dem Preis mehr als angemessen, leider auch der Output der Humbucker. Irgendwo muss der Preis herkommen und diesmal sollte man dem Controller nicht die Schuld in die Latschen drücken. Und schon wieder schabt man sich fingertrechnisch das Haupthaar, denn der Dschungel zeigt wieder mal seine überaus hässliche Fratze. Neue Gitarre oder Update des V-förmigen Biestes. Als staatlich geprüftes Sparschwein habe ich entschieden, dass ein Pickup für den Ringmeister weichen muss.
Den Nazgûl, den Ringmeister ins Brett gelötet
Eben noch in die Gemeinde postuliert, dass keine Namen genannt werden und schwupps interessiert mich mein Geschwätz von oben nicht mehr. Ich habe mir den Ringmeister gegönnt und wer J. R. R. Tolkien kennt und sich ein wenig in der Pickup-Szene zurecht findet, der weiß, was ich mir gegönnt habe. Das einzige Hindernis: Löten. Ich habe mir schon öfters einen gelötet, aber weder Bier noch Wein lösen das Problem, dass ich hitzetechnisch den alten gegen den neuen Pickup tauschen muss. Das Leben stellt einen immer wieder vor neue Herausforderungen. Also den Kolben heiß gemacht (ist wieder angesprungen das Kopfkino, habe ich extra gemacht) und raus mit dem alten und rein mit dem neuen. Während ich genau diese Zeilen in die bits und bytes hämmere, ist es noch Zukunft. Und um ehrlich zu sein: Ich habe so etwas noch nie gemacht und mir ist ein wenig bremsspurig in der Unterbugs zumute.
Die Zeit rennt, es ist nicht zu schaffen, mir doch egal
Versprechen haben einen innewohnenden Dämon, der einen immer und immer wieder das Versagen durch die Horchlappen ins Gehirn zu pflanzen versucht.
So haben wir, ich glaube, es war an einem kalten Februartag, postuliert, dass wir versuchen, in 365 Tagen ein Album mit neun Titeln aus den Tiefen unserer Kreativität zu ziehen. Bilanztechnisch haben wir noch nicht einmal Bergfest (der Artikel erscheint im Juli), was auf meiner Seite zu verbuchen ist: Ein Songtext (komplett), zwei weitere Ideen und noch ein Übungsmaraton vom Feinsten. Aber mein Bauchgefühl, jawohl auch Männer haben eins, und das zeigt sich nicht nur im Hungergefühl, dass wir es nicht schaffen werden.
Kurzer Einspieler. Wir bedeutet: Elias auf der Rap-Seite und natürlich ich (Rohan) die dunkle Seite des Heavy Metall.
Zumindest dann nicht, wenn man Qualität verlangt und die soll es geben. Alles andere ist Verarsche. Ein hartes Wort, aber heute ist der Kunde nur noch da, um gemolken zu werden, und dies wollen wir unseren Hörern nicht zumuten. Wir müssen nicht berühmt werden, wir wollen Kunst erschaffen. Gemälde für die Ohren. Wir sollten zufrieden sein, wenn wir nicht verzögerungstechnisch im Bereich des Berliner Flughafen sind.
Ein beruhigendes Ergebnis, wenn der Druck raus ist, und jetzt wieder ab in den Dschungel, vielleicht warten neue, spannende Abenteuer auf den wackeren Metaller.
To be continued…